22/03/2022

Schutz erdberührter Bauteile

Es gibt viele unterschiedliche Möglichkeiten erdberührte Bauteile vor eindringendem Wasser zu schützen.

Bei gewünschter hochwertiger Kellernutzung (Büro, Aufenthaltsraum, Fitnessraum, Sauna, aber auch zum Lagern feuchtigkeitsempfindlicher Güter,…) sind bei der Planung der Bauwerksabdichtung unbedingt folgende Themenbereiche beachten:

  • Vollumfängliche Wasserdichtheit vs. Wasserundurchlässigkeit
  • Wasserdampfdiffusion
  • Radondichheit
  • Methandichtheit

 

Nur wenn die Bedürfnisse der Nutzer bezüglich der Verwendung der Kellerflächen sowie aller möglicher zukünftiger Nutzungsänderungen in der Planung berücksichtigt werden, ist die uneingeschränkte Nutzbarkeit des Kellers für die gesamte Nutzungsdauer des Gebäudes sichergestellt.

Darstellung Schutz erdberührter Bauwerke

Unterschied wasserundurchlässig vs. wasserdicht

Aufgrund des Funktionsprinzips unterscheiden sich wasserundurchlässige Bauwerke von wasserdichten Bauwerken.

Schematische Darstellung wasserundurchlässiger Bauwerke

Wasserundurchlässige Bauweise

Bei wasserundurchlässigen Bauwerken weist die Stahlbetonkonstruktion neben der tragenden Funktion auch die Abdichtungsfunktion auf. Um dies zu erreichen wird mit folgenden Maßnahmen versucht, dass kein bzw. nur eine begrenzte Menge an flüssigem Wasser ins Bauteilinnere gelangt:

  • Dichtheit des Betongefüges -> Hohe Betonqualität und hohe Bauteildicken
  • Rissvermeidung -> Geringe Frischbetontemperatur sowie Maximale zulässige Bauteiltemperatur und Verhinderung von Zwangsspannungen
  • Rissverteilung -> Hoher Bewehrungsgehalt
  • Risssanierung
  • Dichte Fugenausführung
  • Zusätzliche Bentonitmatten an der wasserzugewandten Seite
"Trotz Einhaltung der Qualitätskriterien der Richtlinie können Fehlstellen (Feuchtigkeitsstellen, Risse) auftreten, die über das in Tabelle 3-1 (Anmerkung: Definition der Anforderungsklassen) angegebenen Maß hinausgehen." Auszug aus der öbv-Richtlinie „Wasserundurchlässige Betonbauwerke – Weiße Wanne“ und öbv-Richtlinie „Bentonitgeschützte Betonbauwerke – Braune Wanne“

Daraus ergibt sich, dass alle Betonbauteile für z.B. Injektionen dauerhaft zugänglich sein müssen.

Schematische Darstellung wasserdichte Bauweise

Wasserdichte Bauweise

Bei Bauwerksabdichtungen handelt es sich um vollflächige Abdichtungsschichten an der wasserzugewandten Seite des Bauteiles. Dadurch wird vollumfänglich verhindert, dass Wasser in den Bauteil und somit auch in das Gebäudeinnere eindringen kann. Mit dementsprechenden Abdichtungsmaterialien und Mindestschichtdicken kann hier auch eine dampf,- radon- und methanabdichtende Wirkung  erreicht werden.

Wir empfehlen das SikaProof® Abdichtungssystem - schematische Darstellung siehe unten:

SikaProof Systemgrafik
Wasserundurchlässige Bauweise mittels:
  • Weiße Wanne: 
    öbv-Richtlinie "Wasserundurchlässige Betonbauwerke - Weiße Wanne"
  • Braune Wanne:
    öbv-Richtlinie " Bentonitgeschützte Betonbauwerke - Braune Wanne"
Wasserdichte Bauweise mittels:
  • Bitumenbahnen - auch bekannt unter dem Begriff "Schwarze Wanne":
    ÖNORM B 3692
  • Lose verlegte Kunststoffdichtungsbahnen:
    ÖNORM B 3692
  • Gelbe Wanne® - Betonverbundabdichtungen
    DBV Heft 44 FBV-Systeme
  • PMBC (früher KMB - kunststoffmodifizierte Bitumendickbeschichtungen)
    ÖNORM B 3692
  • Polymer- und Reaktivabdichtungen
    Richtlinie MDS
  • Flüssigkunststoffe
    ÖNORM B 3692

Informationen zu den unterschiedlichen Systemen

In den untergeordneten Aufklapp-Menüs finden Sie jeweils eine kurze Erklärung, einen Link zu den dazugehörigen Sika Produkten und Systemen, sowie die Vor- bzw. Nachteile des jeweiligen Systems.

Weiße Wanne

Obwohl allgemein bekannt ist, dass es sich bei Betonbauwerken nicht um eine vollumfänglich dichte, sondern um eine wasserundurchlässige Bauweise handelt, sollen natürlich die Fugenabdichtungen nichts desto trotz eine ausreichende Dichtigkeit aufweisen. Arbeits- und Dehnfugen sind in Betonbauwerken aufgrund des Bauablaufes und des Bemessungsmodells unvermeidbar.

Es sei an dieser Stelle darauf hingewiesen, dass die Fugenbandklassen der öbv-Richtlinie nur dann anwendbar sind, wenn alle Parameter der Konstruktionsklassen eingehalten werden.

Vorteile
  • Schadstellen (Risse) können einfach saniert werden
Nachteile
  • Bauphysikalische Untersuchung und Konditionierung / Klimatisierung des Raumes unbedingt erforderlich
  • Hohe Betonqualität
  • Hohe Bauteildicken
  • Geringe Rissbreitenbegrenzung
Braune Wanne

Bei der Braunen Wanne werden Bentonitmatten wasserseitig flächig am Betonbauteil angebracht.

Vorteile
  • Hohe Quellfähigkeit
  • Reduktion der Bewehrungsmenge und Bauteildicke
Nachteile
  • Kein Radonschutz
  • Bauphysikalische Untersuchung / Klimatisierung des Raumes unbedingt erforderlich
  • Funktionssicher nur bei dauerhaft ausreichendem Erddruck (> 50 cm Mindesteinschüttung) - oberhalb der Schwarzen Wanne.
Bitumenbahnen "Schwarze Wanne"

Bitumenbahnen in der Bauwerksabdichtung werden sowohl vertikal bei den Kellerwänden, als auch horizontal bei den Bodenplatten eingesetzt.

Je nach Lastfall (Bodenfeuchte, nicht-drückendes Wasser, drückendes Wasser und Radon) ist die Mindestanzahl und -dicke von Bitumenbahnen lt. ÖNORM B 3692 vorgegeben. 

Der Sonderfall "Schwarze Wanne" bedeutet eine lückenlose Bitumenabdichtung für horizontale und vertikale Flächen, welche beim Lastfall drückendes Wasser (Grundwasser) erforderlich ist.

Vorteile
  • Bewährtes und einfaches Abdichtungssystem
  • Vielseitig einsetzbar
Nachteile
  • Während des Einbaus ungenügend Platz vorhanden
  • Abschluss bei der Fundamentplatte oftmals kritisch
Lose verlegte Kunststoffdichtungsbahnen

Lose verlegte Kunststoffdichtungsbahnen werden auch als K-Wanne bezeichnet. Es handelt sich hier um ein Abdichtungssystem, das auch in der Tunnelabdichtung eingesetzt wird.

Vorteile
  • Maschinelle Verschweißung der Nähte
  • Kann mit außenliegenden Fugenbändern verschweißt werden
Nachteile
  • Kein Hinterlaufschutz bei Verletzungen der Abdichtungsbahn
  • Aufwändige Sanierung
Gelbe Wanne®

Bei der Betonverbundabdichtung handelt es sich um eine hochflexible
Kunststoffdichtungsbahn die mit dem Beton einen vollflächigen und hinterlaufsicheren Dualverbund eingeht.

Somit bleibt ihr Gebäude auch bei eventuellen Verletzungen der Abdichtungsbahn sicher trocken.

Vorteile
  • Absolute Dichtheit durch Hinterlaufschutz bei allen Bauteilen
  • Reduktion der Bewehrungsmenge und Bauteildicke
  • Radondichtheit geprüft
Nachteile
  • Verlegung nur durch qualifizierte Verarbeiter
KMB (PMBC)

1- oder 2-komponentige, ohne oder mit Polystyrol gefüllte, kunststoffmodifizierte Bitumendickbeschichtung, vorwiegend an Kellerwänden. 

Vorteile
  • Einfache Verarbeitung: händisch oder mit Sprühgerät
  • Im Gegensatz zu Membranabdichtungen auch bei unebenen Untergründen einsetzbar
Nachteile
  • Nur für Bodenfeuchte und nicht gegen drückendes Wasser geeignet
  • Lt. ÖNORM B 3692 mindestens 5 mm bzw. 6 mm Trockenschichtdicke
  • Radondichtheit erst ab 5 mm 
Polymer- und Reaktivabdichtungen

Mineralische Dichtschlämme die aufgrund ihrer Flexibilität und der rissüberbrückenden Eigenschaften optimal als Abdichtung erdberührter Bauteile eingesetzt werden kann.

Vorteile
  • Bitumenfrei
  • Wirtschaftliche Abdichtung
  • Universell einsetzbar
Nachteile
  • In Österreich nicht normativ geregelt (nur in Deutschland mit der Richtlinie MDS der Deutschen Bauchemie)
Flüssigkunststoffe

Reaktionsharze mit Einlage zur Verstärkung und Sicherstellung einer gleichmäßigen Schichtstärke. 

Vorteile
  • Abdichtung komplexer Geometrien
  • Abdichtung von Übergängen und Details
Nachteile
  • Teilweise aufwändige Untergrundvorbereitung

Vielfältige Kombinationsmöglichkeiten

In der Bauwerksabdichtung gibt es auch viele Kombinationsmöglichkeiten der unterschiedlichen Abdichtungssysteme

Kombination aus flächiger Bitumenabdichtung und Frischbetonverbundabdichtung
Bild: Kombination aus flächiger Bitumenabdichtung und Frischbetonverbundabdichtung
Kombination aus Frischbetonverbundabdichtung und Kunststoffdichtungsbahn
Bild: Kombination aus Frischbetonverbundabdichtung und Kunststoffdichtungsbahn

Auf die korrekte, dauerhaft dichte Ausführung der Übergänge ist schon in der Planung zu achten.